Über Lupo

2018 zog Lupo ein

Lupo war zehn Wochen alt als er zu uns kam. Er war ein sehr aufgeweckter kleiner Hund, aber irgendwie war er anders als andere Welpen. Er war sehr neugierig und forsch, jagte alles was sich bewegte und hielt rein gar nichts von Regeln und Pausenzeiten. Zunächst dachte ich mir nichts dabei und betrachtete dies als normales Verhalten eines jungen Welpen.

Als Lupo fünf Monaten alt war, wurde es jedoch zunehmend schwierig mit ihm. Mein Training schien nicht zu funktionieren, wir machten keine nennenswerten Fortschritte und Lupos Verhalten war teilweise sehr herausfordernd.

Ich konnte mich in Lupos Anwesenheit mit niemandem unterhalten, ohne dass er lautstark bellend  nach vorne ging. Fremde Hunde wurden schon aus mehreren hundert Metern aufgebracht angebellt und er sprang in die Leine. Von Besuch zu Hause wollen wir gar nicht erst reden.

Was läuft hier schief?

Ich fing an meine Trainingsmethoden zu hinterfragen und suchte mir Hilfe bei einem Hundeverhaltenstherapeuten. Mit viel Geduld und Training wurden Lupo und ich langsam zu einem guten Team. Das Training verlief gut, aber in manchen Situationen konnte sich Lupo immer noch schwer zurücknehmen. Ich sprach ebenfalls mit meiner Tierärztin über Lupos Verhalten. Das Blutbild war auffällig, die Cortisolwerte waren zu niedrig. Der erste Verdacht fiel auf die Nebennieren. Also wurde ein ACTH Stimmtest durchgeführt um zu schauen, ob diese in der Lage sind Cortisol zu produzieren. Das Ergebnis war ohne Befund, die Nebennieren arbeiteten gut. Dieser Test wurde nach ein paar Monaten nochmal wiederholt mit dem gleichen Ergebnis.

Bei den nächsten Blutuntersuchungen waren die Cortisolwerte weiterhin viel zu niedrig. Meine Tierärztin hatte noch eine Idee. Vielleicht liegt die Ursache im Gehirn? Und tatsächlich, die spezielle Blutuntersuchung ergab, dass Lupos Hypophyse kein ACTH bildet.

ACTH ist ein Hormon, welches die Nebennieren anregt Cortisol zu produzieren. Cortisol wird vom Körper in Stresssituationen benötigt.

Leider fehlt dieses bei Lupo, so dass er mit manchen Situationen, die für ihn stressig erscheinen, nur schlecht umgehen kann.

Es geht bergauf

Seitdem dies bekannt ist, bekommt Lupo täglich Medikamente, sein Verhalten hat sich dadurch nochmal weiter zum Positiven verändert.

Mittlerweile ist dies ein paar Jahre her und Lupo ist zu einem tollen Hund geworden. Er begleitet mich fast überall mit hin, hilft mir ab und an bei der Arbeit und Besuch findet er mittlerweile richtig gut. Therapiebegleithund ist er allerdings aufgrund seiner Erkrankung nicht geworden. In der ein oder anderen Situation fällt es ihm manchmal noch schwer Ruhe zu bewahren, aber wir kommen meist gut und entspannt durch den Alltag.

Daher habe ich es eigentlich nur Lupo zu verdanken, dass ich mittlerweile selbst Hundetrainerin bin. Die hierfür benötigte § 11 Prüfung habe ich bereits im November 2020 absolviert.

Lupo hat mich sehr vieles gelehrt, ich konnte und durfte von meinem Hundetrainer und Verhaltenstherapeuten unglaublich viel lernen, mittlerweile arbeiten wir zeitweise sogar zusammen.

Und auch das Studium der tiergestützten Arbeit gab mir nochmal einen anderen Blickwinkel. Während des Studiums besuchte ich  das MSC Marine Science Center in Rostock. Dort arbeitete ich mit Seehunden und Barschen und lernte viel darüber wie Tiere grundsätzlich lernen und wie das Gehirn hierbei arbeitet. Zudem besuchte ich zwei in Gefangenschaft aufgezogene und lebende Wölfe. Es war sehr beeindruckend dem Vorfahren unserer Hunde auf Augenhöhe und ohne Zaun zu begegnen.

Arbeit mit Seehunden
Arbeit mit Seehunden

Ich bin Lupo sehr dankbar und nenne ihn oft meinen besten Fehler, ich freue mich, dass ich heute das beruflich machen darf was einst als Hobby begonnen hat.